Ausbildung und literarisches Schaffen

Aufgebrochen in die Welt

Ausbildung und literarisches Schaffen

0:00

Im September 1905 begann er ...

Im September 1905 begann er eine dreijährige Apothekerlehre in der Apotheke „Zum weißen Engel“ in der Linzer Gasse in Salzburg. Diese Ausbildung erleichterte ihm den Zugang zu Rauschmitteln. Obwohl seine frühen Theaterstücke „Totentag“ und „Fata Morgana“ in Salzburg wenig Anklang fanden und von ihm vernichtet wurden, folgten bald erste Gedichtveröffentlichungen im „Salzburger Volksblatt“ und im „Neuen Wiener Journal“.

Nach Abschluss seiner Apothekerlehre begann Trakl im Oktober 1908 ein Pharmaziestudium in Wien. Nach dem Tod seines Vaters im Juni 1910 geriet die Familie in finanzielle Schwierigkeiten. Trakl promovierte dennoch zum Magister der Pharmazie und trat seinen Militärdienst an. Versuche, sich anschließend als Apotheker selbständig zu machen, scheiterten jedoch.

1912 lernte Trakl durch seinen Jugendfreund Erhard Buschbeck seinen wichtigsten Förderer Ludwig von Ficker kennen, den Herausgeber der Kunst- und Literaturzeitschrift „Der Brenner“. „Der Brenner“ veröffentlichte seine Gedichte fortan regelmäßig. Durch Ficker kam Trakl auch in Kontakt mit wichtigen Persönlichkeiten der österreichischen Literatur- und Kunstszene, darunter Karl Kraus, Ludwig Wittgenstein, Adolf Loos und Oskar Kokoschka. Sein erster Gedichtband, „Gedichte“, wurde 1913 vom Kurt Wolff Verlag veröffentlicht. Im selben Jahr hielt er auch seine erste und einzige öffentliche Lesung in Innsbruck ab.

Beginn des Weltkriegs und Tod

Trakl litt zunehmend unter Angst und Depressionen, verstärkt durch seinen Alkohol- und Drogenkonsum. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs im August 1914 wurde er als Militärapotheker an die galizische Front in Gródek beordert. Dort musste er fast einhundert Schwerverwundete allein und ohne ausreichende Ausrüstung versorgen, was ihn in tiefe Verzweiflung stürzte und zu einem Nervenzusammenbruch führte. Sein letztes Gedicht, „Grodek“, entstand wenige Tage vor seinem Tod und verarbeitet seine Kriegserfahrungen.

Nach einem gescheiterten Suizidversuch wurde Trakl zur Beobachtung seines Geisteszustandes in ein Krakauer Militärhospital eingewiesen. Am Abend des 3. November 1914 starb er dort im Alter von 27 Jahren an Herzstillstand infolge einer Überdosis Kokain. Ob es sich um einen Unfall oder Suizid handelte, ist ungeklärt. Er reiht sich somit in die „Club 27“-Liste von Künstler:innen ein, die in diesem Alter an Drogenabhängigkeit starben. Sein zweiter Gedichtband, „Sebastian im Traum“, wurde posthum im Frühjahr 1915 veröffentlicht.

Werkcharakteristik und Schaffensphasen

Trakls Werk ist stark von den Stimmungen und Farben des Herbstes, von dunklen Bildern des Abends, der Nacht, des Sterbens und des Vergehens geprägt. Seine Gedichte enthalten viele biblisch-religiöse Bezüge, doch das Licht der Erlösung dringt selten in die Dunkelheit. Eine häufige Farbsymbolik, insbesondere Blau, Rot und Braun, entwickelte sich von der Beschreibung realer Dinge zu eigenständigen Metaphern.

Sein dichterisches Schaffen lässt sich in vier Phasen unterteilen

  • Erste Phase (Jungwerke): Geprägt von Nietzsche, Jugendstil und Symbolismus, mit deutlichen Einflüssen französischer Vorbilder wie Baudelaire und Rimbaud.
  • Zweite Phase (ca. 1909–1912): Hier dominiert der expressionistische „Reihungsstil“, bei dem vier Bildteile in vier Verszeilen zu einem einzigen Eindruck verschmelzen, um komplexe Gesamtstimmungen zu erzeugen.
  • Dritte Phase (ca. 1912–1914): Ein hermetisch-abstrakter Individualstil entsteht, der durch poetische Suggestivität eine große semantische Offenheit erzeugt und eine eindeutige literarhistorische Zuordnung erschwert.
  • Vierte Phase (1914 bis zum Tod): Diese letzte Phase ist stark von seinen Kriegserfahrungen und einem archaisch-apokalyptischen Tenor geprägt, wie in den Werken „Im Osten“, „Klage“ und „Grodek“.

© Salzburger Kulturvereinigung 2025

logo